Rousseau hat mit den
Bekenntnissen
eine neue Ära der autobiographischen Literatur eingeläutet. Während die Memoiren-Literatur bis dahin eine intime Kenntnis des Zeitgeschehens vermitteln wollte, schilderte Rousseau die »Erinnerung an den empfangenen Eindruck« und die »gegenwärtige Empfindung«, also einen zweifachen Seelenzustand bei der Beschreibung seines Lebensweges.
Im ersten Teil des romanhaft angelegten Werks, das sich in zwölf Bücher
gliedert, schildert Rousseau seine Kindheit und Jugend bis 1741. Er berichtet
von der Zeit seiner Wanderschaft, beleuchtet seine Wünsche und Sehnsüchte
und lässt den Leser seine Suche nach Glück nachempfinden. Beeindruckend
sind die Schilderungen des Landlebens. Neben der idyllischen Natur vermag
Rousseau die erhabene Seite der Natur zu vermitteln: das Freie, Majestätische,
die Welt der Berge, >>die die Seele weitet<<. Im zweiten Teil, der mit
dem Eintritt in die Gesellschaft verbunden ist, schildert er seine große
Enttäuschung. Der sozial- und zivilisationskritische Rousseau, der das
höchste Glück des Menschseins in der individuellen Unabhängigkeit in einem
naturverbundenen Leben sah, prangert die gesellschaftlichen Missstände
an, die auf sein Schicksal einwirken. Einzige Lichtblicke sind die Flucht
in die Natur, die Rousseau als ruhenden Pol und Lebensquell des Menschen
betrachtete.