Für Ivan Illich ist die Schule das wirksamste Instrument zur Vorbereitung
der Kinder auf ein entfremdetes Leben unter Leistungs- und Konsumdruck.
Nicht zuletzt deshalb zählt er die uns geläufige Institution "Schule" zu
den primären Ursachen für die Ausbreitung sozialer Ungleichheiten. Doch
beläßt es Illich nicht bei dieser provokanten Feststellung, die, 1972 erstmalig
in Deutschland veröffentlicht, eine Welle der Empörung und dauerhafte Diskussion
auslöste. Ziel eines guten Bildungswesens müsse vielmehr sein, "allen,
die lernen wollen, zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens Zugang zu vorhandenen
Möglichkeiten zu gewähren; es sollte allen, die ihr Wissen mit anderen
teilen wollen, Vollmacht geben, diejenigen zu finden, die von ihnen lernen
wollen; es sollte allen, die der Öffentlichkeit ein Problem vorlegen wollen,
Gelegenheit schaffen, ihre Sache vorzutragen." Die Abschaffung der sogenannten
"Regelschule" zugunsten eines Netzes "geselliger, kommunikativer" Einrichtungen
wäre die Voraussetzung, um diese Zielsetzung zu verwirklichen.