Die "Nemesis der Medizin" war bei ihrem ersten Erscheinen im Jahr 1975,
damals unter dem Titel "Die Enteignung der Gesundheit", Schock und Provokation
zugleich. Dabei hatte Illich nichts anderes getan, als einer ausufernden
und krebsartig wuchernden Gesundheits- und Medizintechnokratie den Spiegel
vorzuhalten. Detailreich und mit kritischer Brillanz wird gerade auch dem
medizinischen Laien gezeigt, wie die verschiedenen Interessengruppen, wie
Ärzteschaft, Pharmaindustrie und die sie begleitende Ideologie den Patienten
zum süchtigen Verbraucher und die Medizin zum Verbrauchsgut werden lassen.
Entfremdet von der natürlichen Erfahrung von Gesundheit, Krankheit und
Tod, deren Definition wir lieber den Ritualen der Ärzteschaft vorbehalten,
sind wir so dem Irrglauben verfallen, der Mensch sei vollständig reparabel.
Ein Buch, das gerade auch angesichts der gegenwärtigen Diskussion um Organtransplantation,
künstliche Befruchtung, gentechnische Eingriffe usw. von beklemmender Aktualität
ist.