Dupuis-Déri analysiert, wie die Ermordung Hélène Legotiens durch ihren Ehemann Louis Althusser in der französischen Intellektuellenszene diskutiert, erklärt und beinahe entschuldigt wird. Ein Diskurs, der Hélène Legotien ein zweites Mal tötet, indem er sie namentlich nur selten erwähnt und sich in erster Linie für die psychische Verfassung Althussers interessiert, der nach Einschätzung des Richters die Tat im Zustand der Geistesabwesenheit begann und für schuldunfähig erklärt wurde. Dupuis-Déri zeigt, dass der große Denker zugleich ein banaler Krimineller war, dessen Ruf und einflussreiche Freunde ihn schützten. Er führt uns vor Augen, wie tief verankert der Sexismus in einem Diskurs ist, der Althusser bis heute als Intellektuellen hoch in Ehren hält, während er Hélène Legotien in Vergessenheit geraten ließ.
Was wissen wir über Hélène Legotien? Die wenigsten kennen ihren Namen, noch weniger bekannt sind ihre akademischen und politischen Arbeiten. Francis Dupuis-Déri widmet sich in diesem Text dem verdrängten Teil einer tragischen Geschichte: dem Femizid Althussers an seiner Frau, der Soziologin Hélène Legotien.