Die Reform der Kirche ist dringlich. Darin stimmen ziemlich alle überein, für die Kirche noch wichtig ist. Bleibt sie, wie sie ist, wird sie nicht bleiben. Also Veränderung! Aber wie, mit welchem Ziel? Weil die Leute für die Kirche da sind, müssen sich die Leute ändern ("Neuevangelisierung"), so die einen. Die anderen: Weil die Kirche für die Menschen da ist, muss sich die Kirche ändern. Beide Versuche haben bis jetzt nicht so recht Erfolg. Reform heißt zurück zur (eigentlichen) Form. Zu fragen ist also: Wie weit wird Kirche ihrem Ursprung, ihrem Wesen - also der Christusnachfolge gerecht? Eine Analyse ergibt: Wenig! Vom jesuanischen Programm ist oft nicht viel geblieben. Es lautet nach Hieronymus: "Nackt dem nackten Christus folgen". Die Lage der Kirche provoziert Nachdenken. Es wird nicht so rasch enden können
Kirche vor dem Aus?
Die prekäre Situation der katholischen Kirche ist offensichtlich. Ein Kurieren an Symptomen wird für den weiteren Weg der Kirche nicht mehr ausreichen. Wolfgang Beinert setzt daher grundsätzlicher an: Die Kirchenkrise muss dort angegangen werden, wo sie wurzelt: in einem mangelhaften Kirchenverständnis.
In einer schonungslosen Analyse der fundamentalen wie praktischen Defizite des Systems Kirche legt der Autor drei mangelhaft realisierte - Wesensmerkmale frei: Wahrhaftigkeit, Universalität und Empathie. Der Wille zu Wahrhaftigkeit in allem kirchlichen Handeln, das Ziel einer offenen statt exkludierenden Gemeinschaft und die bedingungslose Empathie als christliche Grundhaltung weisen den Weg aus der Krise. Nur so lassen sich die Streitfragen wie Frauenordination, Homo-Ehe, Zölibat, Sexualmoral, Missbrauch, Macht, Freiheit, Synodalität, Klerikalismus, u. v. a. klären und in einem zeitgemäßen und glaubwürdigen Kirchenbild lösen