Es ist das große außenpolitische Thema des Jahres 2024: Am 5. November
wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Amtsinhaber Joe Biden wirkt
geschwächt und verliert immer mehr an Rückhalt - gerade bei den
jüngeren Anhänger:innen der Demokraten, während sein republikanischer
Herausforderer auch vor den krudesten Behauptungen nicht
zurückschreckt, um seine Gefolgschaft zu mobilisieren.
Trumps Hetze sorgt aber auch dafür, dass die problematischen
Gemeinsamkeiten zwischen den politischen Gegnern aus dem Blickfeld
geraten: Biden hat die rigide Abschottungspolitik an der Südgrenze zu
Mexiko nicht nur fortgesetzt, sondern noch verstärkt, und er befeuert wie
Trump eine Anti-China-Rhetorik, die vor allem den Giganten aus dem
Silicon Valley in die Hände spielt. Doch sollte Trump, der zurzeit in vier
Verfahren mit 91 Anklagepunkten in New York, Florida, Georgia und
Washington, D. C., vor Gericht steht, tatsächlich ein zweites Mal ins Weiße Haus einziehen, ist zu befürchten,
dass er die älteste Demokratie der Welt zu einer Autokratie umbaut.
Die Wahl wird zudem die Risse in der US-amerikanischen Gesellschaft weiter vergrößern. Die Gräben zwischen
den demokratischen Eliten in den großen Küstenmetropolen, Black-Lives-Matter-Aktivist:innen von Chicago bis
Atlanta, evangelikalen Abtreibungsgegnern und Waffenfans im sogenannten Heartland scheinen unüberwindbar.
Es ist der Kampf zwischen dem liberalen Amerika, das stolz auf seine Geschichte als Einwanderer-Nation blickt,
und dem isolationistischen Rückzug des Trump'schen "America first".