Begibt man sich im Untergrund der Schweiz auf Spurensuche, so entdeckt man nicht nur die bekannten Eisenbahn- und Strassentunnel, sondern auch ein weitläufiges Infrastrukturnetz, das Hunderttausende von Kilometern umfasst. Seit über 150 Jahren baut die Schweiz unter der Erde - verdichtet also Richtung Erdmittelpunkt. Dazu gehören die «schlafenden Schlachtschiffe », die militärischen Festungsbauten, ebenso wie Bauten zur Nutzung der Wasserkraft, Forschungsbauten, Wohnbauten, Bergwerke, Mühlen und vieles mehr. Wir stellen Ihnen eine nichtrepräsentative - aber sicher spannende - Auswahl dieser unterirdischen Bauten und Anlagen in dieser Ausgabe vor. Es mag sein, dass der Raum unter Tage in Zukunft noch wertvoller und wichtiger wird. Aber taugt er auch als dauerhafter Lebensraum? Einer, der sich dafür ausspricht, ist Architekt und Städteplaner Dominique Perrault, der im Interview erklärt, weshalb diese wertvolle Ressource vermehrt genutzt werden sollte und warum er der Schweiz am ehesten zutraut, eine dringend benötigte Kartographie davon zu entwickeln. Der Untergrund übt aber seit Urzeiten nicht nur eine grosse Faszination auf den Menschen aus - er ist bisweilen auch erhaben schön und gleichzeitig geheimnisvoll, wie unser Titelbild ahnen lässt. Der Fotograf Silvio Maraini zeigt mit seinem Bildessay über Wasserreservoirs - die er «geflutete Kathedralen» nennt -, welche geheimnisvollen Gewölbe, Pfeiler und Hallen sich unter unseren Füssen verbergen.