Sirma wächst in Pakistan auf und erwirbt ihre Sprache vor dem Fernseher. In der Schweiz soll ihre »Sprachstörung« kuriert werden. Doch nach einer Explosion entdeckt Sirma, dass sich die Zeit im Haus ihrer Gasteltern verlangsamt hat; ihre gestrenge Mutter, die sie in der Schweiz besucht, bleibt freiwillig für immer in diesem Haus, Sirmas Vater aber zieht nach Dubai. Sirma wandert mit ihrer stummen Freundin Alexandra weiter nach Hong Kong, wo diese Mutter und Programmiererin einer staatsgefährdenden App wird und sie selbst Kinderbuchillustratorin.
Die Kindheitsfreundin Billo, der Künstler Li Mu Bai, der aus Scheu, das falsche Leben zu führen, zeitweise im Schaufenster lebt und dann mit Sirma zusammenkommen will, der inhaftierte chinesische Dissident Henry, Alexandras Sohn Henri, sie alle bringen sich in dieser so magischen wie realistischen Entwicklungsgeschichte ein.
Sara Wegmanns fulminantes Debüt erzählt von der Sprachlosigkeit in der Familie und zwischen den Kulturen. Traumata und Gespenster bestimmen das Denken und Handeln der beschädigten Figuren. Wegmann schreibt eindringlich und formal beglückend über das Unaussprechbare: Familie und Freundschaft in der Diktatur und im Willkürstaat.