»Seit wann haben Theaterstücke etwas mit Dialogen zu tun? Ich glaube, das ist eine veraltete Vorstellung davon, wie dramatische Texte funktionieren.« Sasha Marianna Salzmann ? »Ein Staat ist gemacht aus jenen, die auf Gullideckel pinkeln, weil keine Immobilie verfügbar, aus Immobilienhaien, aus Sea Worlds mit Schwerthaien, Rochen und Rachen voller Streptokokken und er ist gemacht aus Impfungen, Versicherungsschäden und Halogendeckenflutern.« Katja Brunner ? »Ein falscher Schritt, schon wird es regnen. Es wird regnen: Blut; es wird regnen: Körperteile.« Amir Gudarzi ? »wer ist papa / habe ich sie mal gefragt / da hat sie nur gesagt / er ist ein ficker« Yade Yasemin Önder ? »Der Theaterdialog behauptet die radikale Existenz anderer Perspektiven, der gegensätzlichen, auch der unversöhnlichen. Er lässt in Abgründe blicken, er soll das Unauflösbare offenbaren.« Maxi Oberer & Ulrike Syha
Heute wird viel über den Osten gestritten. Dabei fällt auf: In der Diskussion um Wende und Wiedervereinigung melden sich, neben den »Wendekindern«, verstärkt auch die »Nachwendekinder« literarisch und essayistisch zu Wort. Sie spüren dabei einer Zeit nach, die sie selbst nie erfahren haben. Keine*r von ihnen hat den DDR-Alltag aktiv erlebt, sie haben die DDR nicht einmal unbedingt als Schulstoff gehabt. Sie alle müssen sich das Land ihrer Eltern und Großeltern aus Erzählungen, Filmen, Bildern und Klischees zusammensetzen.
In der neuen Ausgabe der metamorphosen erzählen sie von ihren Erfahrungen und diskutieren zugleich die Alternativen unseres politischen und gesellschaftlichen Zusammenlebens, machen auf Missstände in West wie Ost aufmerksam, plädieren für Vielstimmigkeit, für Sensibilität und Anerkennung. Mit ihren Texten, Songs, Artikeln, Essays verleihen sie ihrer emotionalen Bindung zum Osten Ausdruck, hinterfragen, erforschen, beleuchten sie.