Die Handliche Bibliothek der Romantik in 15 Bänden
Romantik ist weit mehr als man vermutet, mehr als mondbeschienene Waldesnächte, sehnsüchtige Liebesgesänge und harmonisches Brunnenrauschen. Die Autorinnen und Autoren diese Epoche erzählen ebenso von gefahrvollen Finsternissen, inneren Abgründen und schrillen Misstönen. Und sie berichten davon, wie diese beiden scheinbar einander entgegengesetzten Welten beständig ineinander übergehen. Romantische Literatur setzt unablässig feste Unterscheidungen und sichernde Konventionen aufs Spiel. Genau darin ist sie alles andere als eine vergangene oder gar verstaubte Bewegung. In ihrer Grenzen sprengenden Energie ist sie bis heute gegenwärtig: Sie vermischt Inneres und Äußeres, lässt Realität und Phantasie ununterscheidbar werden, überblendet Natur und Kultur.
Die Handliche Bibliothek der Romantik richtet sich an eine breit gefächerte Leserschaft vom Neugierigen über den Liebhaber und Kenner bis zum Experten. Bis 2013 werden jeweils im Herbst drei Bände in dieser Reihe erscheinen. Die Reihe hat dabei den Anspruch, seinen Lesern auch bislang selten veröffentlichte Texte der europäischen Romantik zugänglich zu machen.
Die Handliche Bibliothek versammelt vor allem erzählende Texte, wobei sowohl bekannte Autoren als auch weniger bekannte Erzähler und Erzählerinnen berücksichtigt werden. Der Schwerpunkt liegt auf der deutschsprachigen Literatur, zu finden sein werden darüber hinaus Texte von Autoren aus anderen Ländern. Jeder Band wird durch ein kurzes einführendes Vorwort der Herausgeberin oder des Herausgebers eingeleitet.
Romantische Texte beherbergen ein ganzes Bestiarium so alltäglicher wie absonderlicher Tiere: vom Floh, der zu einem Baron mutiert (Clemens Brentano), über den Hund, der ein Verbrechen aufklärt (Johann Peter Hebel), bis zum Affen, der eine ganze Kleinstadt durcheinanderwirbelt (Wilhelm Hauff). Ein Vogel, der nicht nur singen, sondern auch sprechen kann (Hans Christian Andersen), findet sich hier genauso wie ein Kater, der einen Mörder bis in seine schlaflosen Nächte verfolgt (Edgar Allen Poe). Heinrich Heine hat das, in einer Mischung aus Bewunderung und Entsetzen, den »blühenden Nachtigallen-Wahnsinn« der Romantik genannt. Und in der Tat wirken die Tiere der Romantik oft phantastisch oder grotesk. Doch durch diese vielgestaltige Fauna hindurch zielen die Romantiker auf zentrale Fragen ihrer Zeit: auf die Stellung des Menschen in der Welt, auf die gewaltdurchtränkte Kehrseite aufgeklärter Kultur und nicht zuletzt auf die Möglichkeiten der Literatur selbst. So wird »die Zeit, wo Vögel, Tiere und Bäume gesprochen haben« (Novalis) zum vergangenen Gegenentwurf, dessen Umrisse sich nur noch literarisch fassen lassen.