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Wolfram von Eschenbach, um 1200. Der Epiker und Lyriker bezeichnet sich selbst als Ritter, die Herkunft aus Eschenbach (heute Wolframs-Eschenbach) südöstlich von Ansbach in Franken gilt als wahrscheinlich. In seinen Werken nimmt er u. a. Bezug auf die Herren von Dürne (Sitz: Burg Wildenberg bei Amorbach), auf die Grafen von Wertheim und v. a. Landgraf Hermann I. v. Thüringen, die zu seinen Mäzenen gehörten. W. war in erster Linie Epiker, wenn ihn auch seine Tagelieder als Lyriker von Rang ausweisen. Von seinen drei epischen Dichtungen wurde nur die erste, Parzival, vollendet. Dieser Versroman (24 810 Reimpaarverse) entstand etwa zwischen 1200 und 1210 und wurde zum ein¿ussreichsten Roman des dt. Mittelalters. Hauptquelle ist Chrétiens de Troyes unvollendetes Spätwerk Le conte du Graal oder Perceval. Erweiterungen - u. a. Vorgeschichte - und Modi¿kationen der Handlung, dazu ein charakteristisches Ge¿echt von räumlichen, zeitlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen sowie Erzählerkommentare und poetologische Re¿exionen geben dem Parzival jedoch einen eigenen Charakter. Es handelt sich um einen Doppelroman, d. h. W. modi¿ziert das Strukturschema des Artusromans durch die Kontrastierung zweier Helden¿guren und damit von hö¿schem Artusrittertum und religiösem Gralsrittertum. Eingerahmt werden die beiden Abenteuerfolgen um Parzival und Gawan durch die den Orient einbeziehende Geschichte von Parzivals Vater Gahmuret (Buch 1-2), die W. am Schluss (Buch 15-16) mit der Einführung von Parzivals Halbbruder Feire¿z wieder aufnimmt bzw. fortführt. W.s zweites Epos, Willehalm (um 1210-20), ist eine Adaption des frz. Heldenepos (Chanson de geste) La Bataille d'Aliscans (um 1180) im Auftrag Hermanns v. Thüringen, der auch die Vorlage beschaffte. Das Werk bricht nach knapp 14 000 Reimpaarversen unvollendet ab. Im Mittelpunkt stehen Willehalm, Markgraf von Orange, und seine Frau Gyburg, eine getaufte Heidin, die von einem riesigen heidnischen Heer bedroht werden, das sich an Willehalm rächen und Gyburg, eine Königstochter, zurückholen soll. Die Kreuzzugsideologie wird durch die Problematisierung des christlich-heidnischen Gegensatzes, durch die von Gyburg in der so genannten Toleranzrede angesprochene gemeinsame Gotteskindschaft und durch die über die Religionszugehörigkeit hinwegreichenden verwandtschaftlichen Beziehungen in Frage gestellt. Von W.s drittem Epos, nach dem ersten Eigennamen im Text Titurel genannt, sind nur zwei Fragmente von 131 bzw. 39 Strophen (bestehend aus vier Langzeilen) erhalten. Personen und Inhalt setzen den Parzival voraus, stilistisch steht der Titurel dem Willehalm näher. Gegenstand der Dichtung ist die Geschichte der Liebe zwischen Sigune und Schionatulander, aus deren tragischem Verlauf - das Ende ist aus dem Parzival bekannt - zwei Episoden erzählt werden. Die beiden Fragmente und die Andeutungen im Parzival bilden die Grundlage des weit ausholenden und erfolgreichen Jüngeren Titurel (um 1260-75) eines gewissen Albrecht, der unter der Maske W.s dichtete.
In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.
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